Alle Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Tübingen sind gefragt, nachdem jetzt die Gelegenheit besteht, sich bis zum 27. Juli 2012 mit Vorschlägen, Anregungen und Kritik zum Anhörungsentwurf für den Nahverkehrsplan des Landkreises Stellung zu nehmen.
Denn wenn der Kreistag im Herbst diesen Nahverkehrsplan beschließen wird, dann soll er nicht nur geprägt sein von der kompetenten und umsichtigen Vorbereitung des Landratsamts, sondern genau so von den Vorstellungen und Bedürfnissen derer, die Nutzer und Kunden der aus dem Plan entspringenden Zug- und Bus- Verbindungen sind. Jedes Kreistagsmitglied ist gerne Ansprechpartner für solche Anregungen, genauso gut und vom heimischen PC aus geht’s über www.NVP(at)kreis- tuebingen.de und dort ist auch der Entwurf für unseren späteren Nahverkehrsplan zu finden. Wer nicht zum Wutbürger werden will, welcher sich in einem Jahr grün und blau ärgert über unzureichende Buslinien oder ‚vergessene’ Haltepunkte, der sollte jetzt Mutbürger sein und sich an diesem Entwicklungsprozess beteiligen. Auch wer bislang mit Bus und Bahn nur wenig anfangen kann, sollte sich angesprochen fühlen. Denn sie bieten Möglichkeiten, die vielleicht noch garnicht erkannt sind, später aber zum Vorteil und gern genutzt werden.
Die SPD- Kreistagsfraktion ist überzeugt davon und wirbt dafür, dass ein verlässlicher und insgesamt kundenfreundlicher ÖPNV unsere Region stärkt – und dass er gleichrangig und ergänzend steht neben dem Ausbau der Bundesstraßen, der Elektrifizierung der Bahn von Tübingen aus Richtung Süden und unserem großen Projekt, der Regionalstadtbahn.
Weil Papier geduldig und ein Nahverkehrsplan deshalb zunächst ein Plan ist und sonst nichts, wird es darauf ankommen, welche Akzeptanz die planerischen Festlegungen haben werden – der Wurm muss dem Fisch schmackhaft erscheinen und nicht den Geschmack des Anglers treffen. Dafür braucht es im Busverkehr einen halbstündlichen Takt und der muss zuverlässig und mit sinnvollen Umsteigezeiten auf die Bahn abgestimmt sein. Nur dann wird ein Busverkehr von den Menschen gerne und zahlreich und auf Dauer genutzt. Diese Halbstündlichkeit ist angesichts der Ebbe in den Gemeindekassen im Moment nicht zu finanzieren. Der einstündliche Takt aber ist realistisch und er bedeutet immerhin einen Einstieg in diese neue Qualität des öffentlichen Verkehrs.
Die SPD- Kreistagsfraktion setzt sich also für den Erhalt und weitere Angebote im Bahn- und Busverkehr ein. Dazu gehören auch der Einsatz von Kleinbussen in den Zeiten mit geringer Auslastung, und selbstverständlich wollen wir für den gesamten ÖPNV (Bus und Bahn) einen barrierefreien Zugang. Darüber hinaus regen wir eine Bus- Einzelstreckenübersicht zur Orientierung der Bürgerinnen und Bürger an, denn die ausgehängten Fahrpläne für viele eher verwirrend als hilfreich. Wir sind insgesamt auf einem guten Weg mit der Ausweitung des öffentlichen Verkehrs und der kommende Nahverkehrsplan bringt einen neuen Entwicklungsschub. Wir sollten ihn begrüßen – und nicht in jedem nur halbvollen Bus ein wohlfeiles KO- Argument gegen den öffentlichen Verkehr erkennen.
Rita Pehlke-Seidel (Kreisrätin)